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Die Fähigkeit, zu kooperieren trennt die Spreu vom Weizen (HS, 3. Oktober 2004)
- Als Gewinner wird das Unternehmen hervorgehen, das in der Lage ist, von den Stärken anderer Unternehmen zu profitieren

Nur wenige Unternehmen schaffen es, den Wettbewerb ohne externe Unterstützung für sich zu entscheiden. Die erfolgreichsten Unternehmen sind die, die in der Lage sind, von den Stärken anderer Unternehmen zu profitieren. Am 3. Oktober 2004 schrieb Helsingin Sanomat über die Ideen von J. Michael Geringer, einem anerkannten Professor und Unternehmensberater aus den USA.

Geringer hielt an der Wirtschaftsschule in Helsinki im Rahmen eines Trainingsprogramms für Führungskräfte einen Vortrag. Seine Ansichten treffen in der Fachwelt auf weitreichende Anerkennung. Einige Experten gehen so weit, dass sie die gegenwärtigen Veränderungen in der Geschäftswelt mit der Revolution vergleichen, die durch die Einführung des Fließbands ausgelöst wurde.

Die neuerlichen Entwicklungen in der Wirtschaftswelt führen dazu, dass Unternehmen mit der sie umgebenden Infrastruktur verschmelzen. Heute müssen die Unternehmen immer enger mit ihren Kunden und Subunternehmern zusammenarbeiten. Gleichermaßen wird auch die Kooperation zwischen Mitbewerbern immer intensiver. Daraus ergibt sich ein komplexes Netzwerk aus kooperativen Beziehungen. Nach der Ansicht von Geringer werden die Unternehmen zukünftig erfolgreich sein, die in der Lage sind, aus diesem Netzwerk Vorteile für sich selbst zu ziehen. Diese neuen Bedingungen in der Geschäftswelt fordern einen gewissen Erfolgshunger, der sich jedoch stets in einem gesunden Rahmen bewegen sollte, und verlangen auf der anderen Seite auch, erzielte Gewinne mit anderen zu teilen. Werden diese Grundsätze nicht behelligt, wird eine Kooperation nur von kurzer Dauer sein.

Die Führungskräfte in Unternehmen verwenden heute mehr Zeit denn je zuvor darauf, verschiedene Gesichtspunkte zu erörtern und Strategien für die Erzielung effizienter Lösungen zu erarbeiten. Die Strategien und Arbeitsverfahren der Partner sind nie deckungsgleich und basieren bisweilen sogar auf widersprüchlichen Ansätzen. Außerdem sind sie nicht dauerhaft, sondern ständigen Änderungen unterworfen. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass die formelle Autorität, Anweisungen zu geben, immer mehr an Bedeutung verliert. Aufgrund dieser neuerlichen Entwicklungen werden Unternehmen zukünftig von Führungskräften geleitet, die über diplomatisches Talent und soziale Kompetenz verfügen. Vorgesetzte, die den Befehlston anschlagen, werden immer weniger gefragt sein.


Nur wenige Unternehmen verfügen über ausreichendes Wissen, um den Wettbewerb alleine zu bestreiten

Kooperation resultiert nach mehrjähriger Zusammenarbeit in der Regel in einem strategischen Bündnis. In der Praxis kann ein Bündnis nahezu jede erdenkliche Form annehmen. Es kann sich um ein Joint Venture von Partnern handeln. Möglicherweise bezieht es sich aber auch lediglich auf eine vertraglich geregelte Produktentwicklung und Marketing-Kooperation.

In jedem Fall handelt es sich aber immer um eine Möglichkeit, von den Stärken des anderen zu profitieren. Der springende Punkt ist, über eine Zusammenarbeit etwas zu erreichen, was eine Seite allein nicht erreichen könnte. In Finnland ist Nokia das Unternehmen, das den Aufbau eines kooperativen Netzwerks mit höchster Konsequenz verfolgt hat. Nokia hat hunderte, wenn nicht sogar tausende verschiedene Partnerschaften aufgebaut. Die Bedeutung von Kooperation wurde vor einigen Wochen deutlich, als Nokia die Prognosen für den Verkauf von Mobilfunktelefonen für das dritte Quartal bekannt gab. Einer der Gründe für die Steigerung basiert auf den verbesserten Beziehungen zu den Mobilfunkbetreibern.

Unternehmen gehen Bündnisse ein, weil dies ein Erfordernis des heutigen Marktes ist. Nur wenige Unternehmen wissen genug über alle potenziellen Märkte, Technologieentwicklungen und Finanzierungsmöglichkeiten, als dass sie den Wettbewerb vollkommen unabhängig bestreiten können. Und das ist der Grund, weshalb sie auf das Wissen und die Ressourcen anderer Unternehmen angewiesen sind.


Quelle: Helsingin Sanomat, 3. Oktober 2004
Der vollständige Text ist in der Rubrik E3 Talous & Työ (Wirtschaft und Arbeit) zu finden
Autor: Helena Ranta-aho